Festival Jazzwelten

»Jazzwelten« – so hieß das Festival des Jazzclubs Tonne Dresden, das zwischen 2005 und 2010 jährlich im Frühjahr stattfand. Jahr für Jahr stand ein anderes Thema im Vordergrund – eben jedes Mal eine andere »Jazzwelt«.
1. Festival JAZZWELTEN 2005
»Osteuropäischer Jazz in Dresden« (17.–19. März 2005)
Moderner Jazz aus Prag, Budapest, Krakau, Warschau und Vilnius – für viele Jazzfreunde längst eine Selbstverständlichkeit, für andere wiederum ziemlich unbekannt. Als Jazzclub in einer der deutschen Außenregionen will die »Neue Tonne« mit ihrem Festival »Jazzwelten 2005 – Osteuropäischer Jazz in Dresden« auf Aspekte dieser faszinierenden Musik aufmerksam machen. Natürlich ist es unmöglich, an so wenigen Tagen die gesamte Bandbreite der osteuropäischen Jazzwelten auf die Bühne zu bringen. Wir wollen Musiker, die anderswo bereits Stars, in Dresden aber noch wenig bekannt sind, ebenso präsentieren wie solche, die sich große Verdienste um die Entwicklung des europäischen modernen Jazz erworben hatten, aber in der letzten Zeit hierzulande – leider – etwas in den Hintergrund traten. Aktualisierung und Re-Aktualisierung – Willkommen zu den Jazzwelten Dresden 2005!
Ausstellung »Jazzy-Ga! 2005« – Jazzfotos von Žiga Koritnik (Ljubljana/Slowenien)
2. Festival JAZZWELTEN 2006
»Europäische Jazzmetropolen in Dresden« (12.–18. März 2006)
»Europäische Jazzmetropolen in Dresden« – mit diesem Thema der »Jazzwelten« 2006 konzentriert der Jazzclub Neue Tonne Dresden einige seiner bisherigen programmatischen Linien auf ein einziges Festival. Musiker aus Paris, Mailand, Rom, London, Berlin, Warschau, Budapest, Amsterdam, kurz: aus europäischen Jazzmetropolen, waren schon in der Vergangenheit kontinuierlich Gast in der »Tonne«. Das soll auch künftig so bleiben. Zum »Jazzwelten«-Festival 2006 sollen Musiker und deren Projekte aus einigen europäischen Jazzmetropolen präsentiert werden, die entweder noch nicht oder zumindest schon lange nicht mehr in Dresden aufgetreten sind, und deren Musik verdeutlicht, dass innovativer zeitgenössischer Jazz längst schon ein interessantes europäisches Phänomen ist.
3. Festival JAZZWELTEN 2007
»Grenzgänge – Grenzen überbrücken, Grenzen schaffen, Grenzen erweitern« (24.–31. März 2007)
Mit seiner 2007er Ausgabe des Festivals JAZZWELTEN widmet sich der Jazzclub Neue Tonne Dresden thematisch erstmals keinem geografisch eingrenzbaren, sondern einem qualitativ orientierten Thema. Grenzen überschreiten, Grenzen schaffen, Grenzen überbrücken, Grenzen erweitern – genau darum geht es nicht selten, wenn improvisierende Musiker verschiedener geografischer und musikbezogener »Heimatkulturen« aufeinander treffen und gemeinsam musizieren.
»Er kennt seine Grenzen« – ist das eine eher positive oder eher negative Wertung? »Jemandem seine Grenzen aufzeigen« – trägt das zu Stabilität oder Instabilität bei? »Er überschritt mit seinem Tun Grenzen« – in der Kunst wird das wohl eher positiv bewertet, in der Welt der Knigge’schen Etikette sicher negativ. In Bezug auf zeitgemäßen Jazz und improvisierte Musik ist die »Grenze« treibende Kraft: Die künstlerische Arbeit mit der »Grenze« sorgt für Stabilität und Dynamik, für die Möglichkeit des Umbewertens des eigentlich Bekannten, für neue Spiel- und neue Sichtweisen. Die JAZZWELTEN 2007 »Grenzgänge« geben ausgiebig Gelegenheit, das lustvoll nachvollziehen und erleben zu können.
Kabinett-Ausstellung CD-Cover-Design Gábor Bachman & Meral Yasar (H)
4. Festival JAZZWELTEN 2008
»Zeitsprünge« (25. März – 5. April 2008)
Schirmherrin: Eva-Maria Stange, Sächsische Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst
Im Jahre 2008 findet unser JAZZWELTEN-Festival vom 25. März bis zum 5. April unter dem Motto »Zeitsprünge« statt. Eröffnet wird es mit der Vernissage zur begleitenden Ausstellung »Kyselaki – Graffiti intensiv« mit Fotoarbeiten von Matthias Creutziger.
Wie immer werden wir auch zu den JAZZWELTEN 2008 Musik anbieten, die so oder so ähnlich bis dahin in Dresden noch nicht zu hören war, und wir werden Brücken zu anderen Künsten schlagen – zum Theater, zum Film, zur Literatur und zur Fotografie. Das Motto »Zeitsprünge« wird in verschiedener Weise präsent sein, sowohl als Strukturaspekt der Ästhetik der dargebotenen Musik als auch als Orientierung für die Programmauswahl. Wir planen mit international renommierten Künstlern aus dem Bereich des zeitgenössischen Jazz.
5. Festival JAZZWELTEN 2009
»Spannungsfelder« (20.–28. März 2009)
Schirmherrin: Eva-Maria Stange, Sächsische Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst
»Spannungsfelder« ist das Motto des Festivals JAZZWELTEN 2009, das vom 20. März bis 28. März 2009 in Dresden stattfinden wird. Es ist gleichzeitig das dritte Festival einer Festivaltrilogie (nach »Grenzgänge« 2007 und »Zeitsprünge« 2008).
Künstlerisch geht es dabei zum einen um Spannungsfelder zwischen verschiedenen Aspekten innerhalb der Musik konkreter Ensembles und Musiker. So werden wir Bands vorstellen, deren Musik vom Spannungsfeld zwischen Jazz-, Rock-, Ethno- und zeitgenössischer Konzertmusik-Einflüssen lebt.
Andererseits sollen Musiker, die in verschiedenen musikalischen Subkulturen zu Hause sind, mit jeweils zwei verschiedenen Projekten vorgestellt werden. Das Oevre dieser Musiker bewegt sich im Spannungsfeld zwischen zeitgenössischer Kammermusik und Jazz, zwischen Jazz und Rock oder auch zwischen Ambient Music und Jazz. Diese Konzerte zu den JAZZWELTEN 2009 zeigen verschiedene Gesichter ein und desselben Musikers.
Selbstverständlich geht es auch um Spannungsfelder zwischen Jazz und anderen Künsten.
1. Auftaktkonzert am 6. Dezember 2008: CONTEMPORARY NOISE SEXTET
2. Auftaktkonzert am 28. Februar 2009: ERIK TRUFFAZ’ PARIS PROJECT feat. SLY JOHNSON
6. Festival JAZZWELTEN 2010
»fragilitas« (19.–27. März 2010)
Zeitgenössischer Jazz definiert sich nicht nur in seiner Abgrenzung von traditionellen Stilrichtungen sondern auch dadurch, dass er sich in der gegenwärtigen Zeit bewegt und damit Themen der Zeit aufgreift. Vor diesem Hintergrund wenden wir uns mit den »Jazzwelten 2010« dem Thema fragilitas zu. Von der Zerbrechlichkeit des Seins oder dem Wandeln auf schmalem Grat. Ein existenzielles Thema unserer, aber bei Weitem nicht nur unserer Zeit. In diesem Thema schwingt auch nicht nur Schwermut mit, sondern ebenso Leichtigkeit, Verspieltheit, Glück, immer aber auf schmalem Grat. Das Gefühl, in einer fragilen Welt zu leben, der äußeren wie der inneren, hat viele Facetten. Es kann uns begegnen als Gefühl, den »Boden unter den Füßen« zu verlieren, aber auch als Freude, sich in ein ungewisses Neues vortasten zu können. Das Wandeln auf schmalem Grat erzeugt Angst, aber auch Lust, und eine Vielzahl von Nuancen zwischen diesen Polen. Es kann belasten, aber auch befreien.
Die »Jazzwelten 2010« stellen sich damit der spannenden Frage, wie Musiker jenseits des Handwerks, aber natürlich mit Hilfe ihres Handwerks, im Spannungsfeld von Komposition und Improvisation, dieses besondere Lebensgefühl ausdrücken. Wie spiegelt sich ein Thema, das aus dem Leben gegriffen ist, in den Klangfarben des Jazz wider? Wie gelingt es den Musikern, solche Themen durch ihre immer individuellen Klanglandschaften durchscheinen zu lassen? Es geht also um weit mehr als um schlichten Zeitgeist im Sog einer medial fast schon mit Genuss am Schauerlichen beredeten Krise.